Heute haben wir ausgeschlafen und unseren Tag erst um kurz nach 09:00 Uhr begonnen. Nach dem Frühstück fahren wir kurz entschlossen in einen Park in der Nähe Beruwelas: den Brief Garden.
Diese ehemalige Kautschukplantage wurde 1929 von Bevis Bawa, dem Bruder des bekannteren singhalesischen Architekten Geoffrey Bawa gekauft. Finanziert hat sich der gute Mann diese Extravaganz mit einer Erbschaft, die dem Park auch seinen Namen gab.
Nach dem Erwerb hat der Architekt das Grundstück in einen verwunschenen Garten verwandelt und nach seinem Tod 1992 die Anlage seinen Angestellten vermacht, die das Gut bis heute verwalten.
Wir lassen uns, wie immer, von Jayasiri in dessen mittlerweile schon alt bekannten Tuk Tuk zum Brief Garden fahren.
Auf dem Weg dorthin hat mein Mann seine erste Fahrstunde im Steuern des dreirädrigen Gefährts. Die Motorradkupplung ist für ihn ungewohnt, aber nach ein paar Versuchen, die der Motor des landestypischen Vehikels mit zetern quittiert, hat er den Bogen raus und das Schalten klappt passabel, wenn auch hörbar.
Auch der Linksverkehr ist ungewohnt, aber wir schaffen es sogar unbehelligt an ein paar Polizisten vorbei, die am Straßenrand kontrollieren.
Auf einer kleinen und holprigen Seitenstraße bleibt mir dann aber doch fast das Herz stehen, als meine derzeit etwas rumpelige besser Hälfte mit uns fast einen Ausflug in den Straßengraben macht. Da hat er wohl die seitlichen Abmessungen nicht ganz bedacht. In einem Auto ist schließlich links vom Fahrer nicht mehr besonders viel, beim Tuk Tuk sitzt links hinter meinem Mann ein etwas durchgeschüttelter Jayasiri, der noch einmal erschrocken in den Graben schaut, den wir beinahe aus der Nähe begutachtet hätten.
Nach diesem kleinen Schrecken, überlasst Til das fahren dann auch wieder den Profis und wir tuckern weiter Richtung Park.
Er liegt gut versteckt und völlig unbeschildert außerhalb Beruwelas, so dass wir ihn auf eigene Faust niemals hätten finden können. Wir fahren das erste Mal über grüne Felder auf das Land hinaus und sind sprichwörtlich da angekommen, wo der Pfeffer wächst.
Wie alle größeren Touristenattraktionen kostet auch der Besuch des Brief Garden Eintritt, in diesem Fall 1.000 LKR, was in etwa 6,- € entspricht.
Wir lassen uns auf den verschlungenen Pfaden durch den Garten treiben. Überall laden schattige Plätzchen mit Bänken und teilweise sehr skurrilen Skulpturen zum Verweilen ein.
Die zahlreichen blühenden Pflanzen erwecken den Eindruck, als sei man im biblischen Paradies gestrandet, nur die Apfelbäume fehlen.
Wir lassen uns viel Zeit und erkunden sorgsam jeden noch so kleinen Weg durch die ehemalige Kautschukplantage.
Nachdem wir sorgfältig jede Abzweigung erkunden haben, lassen wir uns zum Wohnsitz von Bewis Bawa treiben. Zahlreiche von befreundeten Künstlern gestaltete Skulpturen nackter Jünglinge fallen uns ins Auge sowie eine Wand, die mit Hilfe leerer Weinflaschen erbaut wurde. Doch auch die Hand des Hauseigentümers hat einige Skulpturen geschaffen.
Das Innere des Hauses wird uns von einem älteren, etwas hochmütig wirkenden Singhalesen gezeigt, der vermutlich ein alter Bediensteter des verstorbenen Künstlers ist.
Noch mehr Zeichnungen und Karikaturen von spärlich, oder gar nicht, bekleideten Männern bestätigen unseren bereits gehegten Verdacht bezüglich der sexuellen Orientierung des "Bachelors" von einst. Des "größten Mannes von Sri Lanka", mit seinen etwas mehr als 1,90 Metern.
Der Hinweis, die Bücher, in der raumhohen und gut gefüllten Schrankwand habe der Meister alle gelesen, lässt uns schmunzeln. Besteht die "Bibliothek" doch aus einem wilden Sammelsurium von Readers Digest-Ausgaben, Klassikern, Abenteuerromanen und etwas religiöser Literatur - wahrlich eine stolze Bibliothek.
Mehrere Kunstwerke befreundeter Künstler werden von der Aussage begleitet "Er wollte kommen für vier Wochen und ist geblieben sechs Jahre!" und lässt uns wieder heimlich lächeln.
Ein Buch mit den gesammelten Meisterwerken aus de Feder des Bevis Bawa lässt dessen gesundes Selbstbewusstsein und ausgeprägtes Ego erkennen.
Aber was man auch über den Charakter des Landschaftsgärtners, Künstlers, Bildhauers, Malers, Schriftstellers und Autodidakten im Kreise seiner zahlreichen Schönlinge auch denken mag, er wusste gut zu leben. Das erkennt man vor allem auch an dem schönen Ausblick, den man, mit einer Tasse Tee in der Hand, von der Terrasse aus genießen kann.
Nach dem Ausflug in das tropische Paradies und dem Besuch der exotischen Villa, kehren wir in unser gemütliches Heim zurück, um uns den Rest des Tages in der Sonne zu räkeln.
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