Auf nach Kandy!
In der Stadt angekommen, lassen wir uns durch die lebhaften Straßen und Gassen treiben und ich freue mich unbändig über die zahllosen Stoffgeschäfte, in denen ausschließlich Einheimische ihren Stoff erstehen. Für unter zehn Euro kaufe ich mir eine tolle Auswahl von sechs verschiedenen Baumwollstoffen und freue mich schon auf die heimische Nähmaschine.
Nach der erfolgreichen Stoffjagd sind wir hungrig geworden und verspeisen ein schmackhaftes und günstiges Currygericht im "White House", dabei folgen wir der Empfehlung unseres Reiseführers und bleiben im unteren Teil des Restaurants mit angeschlossener Bäckerei. So gut wie die Küche bei Jayasiri zu Hause ist es dann natürlich aber nicht.
Frisch gestärkt kaufen wir uns nach dem Essen einen Stapel Postkarten für unsere Lieben zu Hause.
Anschließend laufen wir um den wunderschönen Milchsee oder Kandy Lake. Einem künstlich angelegten See im Herzen der Stadt.
Später bringt uns unser Fahrer Saman in ein weiteres Hotel mit traumhaftem Blick, diesmal über die Stadt und den Milchsee in deren Mitte.
Wir haben ein wenig Zeit, um uns frisch zu machen und um 16:30 Uhr geht es weiter zu einer Aufführung der berühmten Kandy-Tänzer. Für 500,- LKR wird uns ein wahrliches Spektakel geboten. Gott sie Dank gibt es auch ein in recht gutem Deutsch abgefasstes Programmblatt, das die einzelnen Tänze beschreibt.
Die Vorführung beginnt mit dem "MAGUL BERA", einem traditionellen Tanz zur Anrufung der Götter. Dabei handelt es sich allerdings weniger um einen Tanz, als vielmehr um ein Trommelstück, begleitet von eifrigem Tröten aus Muschelhörnern, dargebracht von leicht bekleideten Männern mit Turbanen.
Gefolgt wird diese Darbietung vom "PUJA NATUMA", ebenfalls einem Tanz, um Schutzgötter anzurufen. Dieses Mal gesellen sich zu den Trommlern reich geschmückte Damen in weißen Gewändern mit roten Schmucktüchern.
Anschließend müssen wir uns das Lachen verkneifen, als drei beleibte Herren in roten Kleidern einen vogelähnlichen Tanz aufführen, den wir zuerst für den "Tanz des Pfauen" halten, bei dem es sich aber tatsächlich um den "DEVOL NATUMA", einem Volkstanz zum Schutze vor bösen Einflüssen, handelt. Leider untergräbt der Tanz die Männlichkeit der Darbieter. Die Wirkung können wir allerdings sofort nachvollziehen: wären wir böse Einflüsse, würden wir sofort die Flucht ergreifen.
Danach folgt die Hauptattraktion des Abends, zumindest aus unserer Sicht. Der "PANTHERU NATUMA". Ein Tanz, der den Weg singhalesischer Krieger in den Kampf zeigt und in unserem Programm als eine mit "großer Geschicklichkeit und Leichtigkeit" getanzte Aufführung beschrieben wird. Eine glatte Untertreibung, wenn man die Saltos und Luftsprünge der Tänzer ungläubig bewundert.
Der "Tanz des Teufels" im Anschluss lädt dann wieder zum Schmunzeln ein und soll Dämonen austreiben. Sri Lanka ist ein fröhliches Land und man vertreibt das Böse hierzulande wohl mit Lachen und Humor. Sehr sympathisch.
Die nächste Vorstellung des "LEE KELI NATUMA" ist ein weit verbreiteter Stocktanz, der von Männern und Frauen getanzt wird.
Im Nachgang folgen die Trommeln, die sich allerdings eher als Jonglierwerkzeuge, denn als Instrumente herausstellen. Dementsprechend fühlen wir uns auch in ein artistisches Kunststück entführt. Tanzen dürfen die Damen im Hintergrund der jonglierenden Herren.
Der Feuertanz ist nicht minder faszinierend und könnte ebenfalls gut in einer Zirkusmanege zur Aufführung kommen.
Dann sind wir beim Kernstück des Programmes angelangt: dem "VES NATUMA", den ein Tänzer erst nach langer Ausbildung aufführen darf. Uns beeindrucken vor allem die aus 64 Ornamenten gefertigten Kostüme der Tänzer.
Der folgende Erntetanz steht dafür wieder ganz im Zeichen der Weiblichkeit und wird von Tänzerinnen mit Ernteschalen und -requisiten dargeboten.
Ein Trommelorchester zu Ehren Buddhas beendet das Programm.
Zum Abschluss werden wir dann Zeuge des Feuerlaufes, der mit eindrucksvollen Feuertricks untermahlt wird.
Uns schwirrt noch der Kopf von all diesen Eindrücken, da geht es auch schon weiter zum wichtigsten Heiligtum des Buddhismus. Zur Zahnreliquie des Buddhas, die im Zahntempel zu Kandy aufbewahrt wird.
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